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Die Fantastischen Vier

»Was bleibt übrig von ’nem Vierteljahrhundert Rap?« Eine berechtigte Frage. Gestellt wird sie auf dem neunten Album einer Band, deren Präsenz für uns heute so selbstverständlich ist, dass man sich die Tragweite dieses Jubiläums erst einmal vergegenwärtigen muss. 1987 gegründet als The Terminal Team, umbenannt in DIE FANTASTISCHEN VIER im Jahr von »Looking For Freedom« (hier) und »3 Feet High And Rising« (dort), ist diese Band mit knapp sieben Millionen verkauften Einheiten, sieben Platin-Auszeichnungen und ausverkauften Hallen eine der ganz großen Pop-Geschichten und zugleich Deutschlands dienstältester Rap-Act.

Ihr Debüt war 1991 das erste durchgehend deutschsprachige Rap-Album, mit ihren ersten großen Erfolgen waren sie bald eine offene Provokation für eine noch unentspannt dogmatische deutsche HipHop-Szene. Erst mit einigem Abstand wurde klar, was für eine nachhaltige Entwicklung dieser Konflikt in Bewegung setzte, und wie wichtig das daraus entstehende Selbstbewusstsein für eine Subkultur war, die heute ganz selbstverständlich im Mittelpunkt zu stehen gelernt hat.

DIE FANTASTISCHEN VIER etablierten sich in der Folge als immens wandlungsfähige Band, für die Subversion, Selbstironie und große Gesten nie Widersprüche waren. Mit der Gründung des Labels Four Music und der Booking-Agentur Four Artists, deren Relevanz bis heute ungebrochen ist, untermauerten die Vier früh ihre HipHop-Verbundenheit mit sicherem Geschäftssinn. Die Floskel vom „Geschichte schreiben“ mag längst abgegriffen sein, aber der popkulturelle Einfluss der FANTASTISCHEN VIER bleibt unbestritten.

Das neue und zehnte Studioalbum der FANTASTISCHEN VIER heißt „Captain Fantastic“. Captain Fantastic ist dabei ein anderer Typ als Elton Johns Kunstfigur aus dem Jahr 1975, und er ist ebenfalls ein anderer als Viggo Mortensens Filmcharakter im gleichnamigen Comedydrama von 2016. Captain Fantastic ist auch keine Comicfigur aus einer der weniger bekannten Ecken des Marvel-Universums, auch wenn der Name tatsächlich nach einem angenehm unneurotischen Superhelden ohne nennenswerte Erzfeinde klingt. Er ist auch keine Person. Er ist nicht einmal eins von diesen Wortspielen auf der Grenze zwischen Spaß und Ernst, mit denen DIE FANTASTISCHEN VIER in der Öffentlichkeit über ihren Legendenstatus scherzen würden.

Captain Fantastic ist eine Geisteshaltung. Ein guter Geist, ein Spirit, eine Attitüde, die vorgibt: Vergesst alle Konventionen und Erwartungshaltungen. Es ist ein Appell an die künstlerische Freiheit und als unsichtbare Superkraft eint er die Band und ihre Hörerschaft seit bald 30 Jahren.

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